Gründungsjahre (1972–1988)
Die heutige Sektion Kindertraumatologie (SKT) geht auf die AG Kindertraumatologie der DDR zurück.
Gegründet wurde sie am 07.12.1973 in Leipzig zur „Förderung und Entwicklung der Traumatologie des Kindes“.
Erste Studien und Tagungen:
- 1974: Erste Studie zur „Osteosynthese im Kindesalter“
- 1980: Erste Jahrestagung in Burg bei Magdeburg
- 1982: Erste Gäste aus dem sozialistischen Ausland
- 1985: Erster westlicher Gast (Lutz von Laer aus Basel)
Die Tagungen fanden meist unter einfachen Bedingungen in Ferienanlagen der DDR statt.
Wiedervereinigung (1989–1991)
Bei der 11. Jahrestagung in Bad Düben äußerten die Mitglieder den Wunsch nach Erhalt der AG als interdisziplinäre AG.
- Kontaktaufnahme zur DGU, nach erfolglosen Gesprächen mit anderen Gesellschaften
- 1991: Erste kindertraumatologische Tagung unter dem Dach der DGU in Erfurt
Grußworte u. a. von Prof. Havemann und Prof. Probst sowie Vorträge von Experten aus Graz, Nancy, Basel, Bochum, München und Hamburg.
Übergangszeit (1992–1996)
- 1992: Erste kindertraumatologische Sitzung auf dem DGU-Kongress in Berlin
- 1993: Betonung der interdisziplinären Zusammenarbeit
- 1995: Umbenennung der AG zur Sektion Kindertraumatologie durch DGU
- 1996: Wahl eines eigenen Vorstands (Dr. Vinz, von Laer, Linhart, Weinberg, Richter) – trotz fehlender Regelung in der Satzung der DGU
Emanzipation & Gründung von Li-La eV. (1997–2003)
- 1997: Erste europäische kindertraumatologische Tagung in Mainz
- Ende der 1990er Jahren Treffen einer Gruppe (die sich später im Verein Licht und Lachen für kranke Kinder) aus Kinderorthopäden, Kinderchirurgen, Unfallchirurgen, Orthopäden und Allgemeinchirurgen, um die chirurgische Versorgung von Kindern zu diskutieren. Ziel war es, die Betreuung von Kindern im deutschsprachigen Raum zu verbessern – durch 5-6 große Kinderzentren (analog amerikanischem Muster) begleitet von mehreren kleineren Kompetenzzentren.
Kritisch wurde vor allem bewertet, dass Wissen bislang belehrend „ex cathedra“ aus großen Zentren weitergegeben wurde. Eine Kooperation dieser sog. Zentren, etwa für multizentrische Studien, wurde meist
verweigert, sodass wichtige Wissenslücken – beispielsweise über das Knochenwachstum – kaum geschlossen werden konnten. - 1999: Wolfgang Schlickewei wird neuer Sektionsleiter der SKT
- Wichtige Mitwirkende: Linhart, Slongo, von Laer
- 11.12.2000: Aus der o.g. Erkenntnis heraus wurde der Verein Li-La (Licht und Lachen für für kranke Kinder) in Mannheim gegründet. Ziel war es, Wissen nicht mehr belehrend „ex cathedra“, sondern auf Augenhöhe
zu vermitteln und multizentrische Studien gemeinsam, auch mit peripheren Kliniken zu realisieren. - 2002: Auflösung der parallelen AG Kindertraumatologie der DGKCH wird empfohlen
- Stärkung der interdisziplinären Zusammenarbeit in der SKT
Li-La eV. (ab 2000)
- Lutz von Laer: „In den folgenden Jahren konnte das Ziel der praxisnahen Wissensvermittlung weitgehen umgesetzt werden. Kurse fanden vor allem in peripheren Kliniken statt und setzten bewusst auf Fallbeispiele statt auf lange Frontalvorträge, um lebhafte Diskussionen zu fördern. Dieses Konzept hat sich bewährt und wurde inzwischen auch von anderen Gruppierungen übernommen.
Besonders sollte der sog. Indikationskurs erwähnt werden: Um differenzierte Entscheidungen treffen zu können, müssen ÄrztInnen mit PatientInnen und Eltern kommunizieren, um deren Wünsche in die Therapie
einbeziehen zu können. Dieser Kurs fand als Intensivkurs mit wenigen Teilnehmern eine Woche lang in Süditalien statt – weit weg von den üblichen Chefs – und ist bis heute gut besucht, trotz täglichem Fokus auf Kommunikation.
Die zweite Zielsetzung – Wissensvermehrung durch multizentrische Studien – konnte leider nur teilweise umgesetzt werden. Eine Studie zur Wachstumsprognose von Fugenschaftfrakturen (Epiphysenlösungen) blieb
die einzige, da der wirtschaftliche Aufwand für derartige Studien unterschätzt worden war und größere Kliniken sich weiterhin weigerten daran teilzunehmen, wohingegen kleinere Kliniken engagiert mitwirkten.“
Eigenes Profil (2004–2010)
- Diskussion über mögliche Fusion mit der Vereinigung für Kinderorthopädie (VKO)
- Durchführung des ersten Kinder-AO-Kurses in Freiburg
- 2008: Dirk Sommerfeldt wird Sektionsleiter
- 2010: Mit 450 Teilnehmern größte Jahrestagung in Hamburg
- 2013: Georg-Friedrich-Louis-Stromeyer-Medaille für das Lehrbuch „Praxis der Kinder- und Jugendtraumatologie“
Anerkennung als Spezialität (2011–2021)
- Beteiligung an DGU-Projekten (z. B. Weißbuch der Schwerverletztenversorgung)
- Einführung von Referenzzentren Kindertraumatologie
- Ab 2013: jährliches Odenwald-Wissenschaftstreffen
- 2015: Peter Schmittenbecher wird Sektionsleiter
- Studien, Register, Konsensusberichte, Zertifikatsentwicklung
- 2017: Gemeinsamer Kongress mit der VKO in Dresden
- Trotz Hindernissen ist eine Annäherung zwischen SKT und VKO im Interesse der jüngeren Generation angestrebt
Vereinsgründung (ab 2022)
- 2022: Peter Strohm übernimmt die Leitung der Sektion, Dorien Schneidmüller wird Stellvertreterin
- Am 07.12.2023: 50-jähriges Jubiläum der SKT
- Im Januar 2024 wird, nach dem Scheitern der Fusion mit der VKO, die Gründung eines eigenen Vereins beschlossen.
- In diesem sollen die bisherigen Strukturen der SKT und der Verein Licht und Lachen für kranke Kinder eV. (Li-La) aufgehen.
- Im Oktober 2024 beschließen die Mitglieder von Li-La eine Satzungsänderung und die Umbenennung des Vereins in „Sektion Kindertraumatologie (SKT) – Kinder und Jugendliche in Traumatologie und Orthopädie„
- Am 29.10.2025 findet die erste Mitgliederversammlung der SKT in Berlin und online statt. Hier wird auch der erste Vorstand gewählt.
Hinweis:
Dieser Bericht basiert auf den persönlichen Erinnerungen von Peter P. Schmittenbecher, Lutz von Laer, ergänzt durch Dokumente der SKT sowie die Biografie von Wolfgang Kurz („Der Flüchtlingsjunge“, Regia-Verlag).